Vor der Operation

Früher wurde völlig unkritisch alles kastriert, was nicht bei 3 auf einem Baum war. Heute weiß man, dass es neben den unbestreitbaren Vorteilen insbesondere bei der Hündin auch einige Nachteile gibt und dieser Eingriff gut abgewogen werden muss. Daher ist der erste Termin bei uns immer ein Beratungstermin: Warum soll kastriert werden, wann ist der beste Zeitpunkt, was spricht dafür und was spricht dagegen? Wir erklären Ihnen die Narkose inkl. der Risiken und den Ablauf der OP, besprechen die Kosten und die Nachsorge. Die Narkoseaufklärung bekommen Sie ausgehändigt um sie sich nochmal in Ruhe zu Hause durchlesen zu können.

Der der Tag Eingriffs

Am Tag der Operation untersuchen wir die Patientin auf ihre Narkosefähigkeit. Bei entspannten Hündinnen legen wir danach direkt einen Venenzugang über den wir dann eine Sedierung geben. Diese beruhigt und das Tier schläft entspannt ein. Bei hibbeligen Exemplaren geben wir die Sedierung in den Muskel, damit dauert das Einschlafen ein wenig länger. Den Venenzugang legen wir in diesem Fall dann, wenn die Hündin schläft.

Bis zu diesem Zeitpunkt dürfen Sie gern bei ihr bleiben, aber sobald die Patientin eingedöst ist, geht es für Sie erst mal nach Hause, zum Einkaufen oder zu einer anderen Ablenkung.

Wir scheren jetzt das OP-Feld und geben danach die Narkoseeinleitung in die Vene um den Schlaf zu vertiefen. Die Atemwege werden über eine Intubation gesichert, die Hündin in den OP gebracht und an die Gasnarkose angeschlossen. Wir legen dann die Monitorüberwachung an, sodass wir permanent Herzschlag, Blutdruck, Sauerstoffsättigung, Temperatur und CO2 in der Ausatemluft überwachen können. Zeitgleich bleibt immer eine Helferin am Hund, deren einzige Aufgabe die Überwachung von Puls, Atmung, Schleimhäuten und Monitor ist. Eine Infusion via Perfusor mit einem starken Schmerzmittel sorgt für Schmerzfreiheit während des Eingriffs.

Nach der Desinfektion erfolgt ein 2-4cm langer Schnitt knapp unterhalb des Bauchnabels (bei der „üblichen“ Kastrationstechnik sind es meist 8-12cm!). Die Eierstöcke werden mit einem Kastrationshaken aufgesucht mit mittels elektrochirurgischer Verschweißtechnik entnommen. Wir verwenden dabei keine Fäden, es gibt also auch keinen Knoten, der abrutschen oder Nahtmaterial, dass entzündliche Reaktionen hervorrufen kann. Die Gebärmutter wird in Augenschein genommen, meist muss sie nicht mit entfernt werden. Anschließend verschließen wir die Wunde in 4 Schichten. Wir nähen dabei intrakutan (= in der Haut, es sind keine Fäden sichtbar) und setzen einen speziellen Hautkleber ein.

Das Narkosegas wird abgestellt, die Hündin erwacht langsam. Wenn der Schluckreflex wieder einsetzt, ziehen wir den Tubus und die Patientin wird in den Aufwachraum gebracht. Sofern Sie das möchten, können Sie ab da wieder bei ihr sein und sie beim Aufwachen begleiten. Sobald sie geh- und stehfähig ist, darf sie mit Ihnen nach Hause gehen. An diesem Tag wird sie noch etwas „tüddelig“ sein, darf aber abends schon wieder fressen und trinken.

Die Zeit danach

Für die kommende Woche geben wir Ihnen Schmerzmittel mit nach Hause. Durch eine gute Schmerzabdeckung, den sehr kleinen Schnitt, die spezielle Nahttechnik und den Wundkleber, der als Bakteriensperre dient, ist meist kein Halskragen oder Body nötig und auch Fäden müssen nicht gezogen werden.

Nach 2 Tagen kontrollieren wir einmal die Naht, meist ist die Hündin zu diesem Zeitpunkt schon wieder komplett die Alte und die OP ist ihr nicht mehr anzumerken. Selten braucht sie 1 oder 2 Tage länger um wieder komplett auf dem Damm zu sein.

Und wie sieht das Ergebnis aus?

Auf den Bildern sehen Sie den Schnitt direkt nach der OP, die Spritze liegt nur als Größenvergleich daneben:

Mischling, 25kg, Schnittlänge 2,5cm. Die Besitzerin wurde beim Hundespaziergang einen Tag später gefragt, ob sie sie doch nicht habe kastrieren lassen, weil man der Hündin überhaupt nichts anmerkte 😉

Kangal, 34kg, Schnittlänge 3,5cm (hier mussten wir auch die Gebärmutter entfernen, da sie krankhafte Veränderungen zeigte) Der Hund ist übrigens nicht dreckig, es handelt sich um jodhaltiges Desinfektionsmittel in Verbindung mit dem sterilen Kleber des OP-Tuchs.

Dackel, 7kg, Schnittlänge 2cm

Kangal, 28kg, Schnittlänge 3,5cm